Die Entstehung und der aktuelle Stand des Projektes

Ca. 20 Jahre meines Lebens habe ich in insgesamt drei verschiedenen Gemeinschaften gelebt. Die Erfahrungen waren sehr intensiv und ich habe persönlich sehr viel lernen dürfen. Aber alle drei Gemeinschaftsprojekte waren mehr oder weniger auf Guru und Ideologie aufgebaut. Irgendwann mal war damit Schluss und ich habe mich auf die Suche gemacht, wie diese Intensität ohne diese “Hilfskrücken” erreicht werden kann.

Im Jahr 2004 bin ich dann auf das Buch „Gemeinschaftsbildung – Der Weg zu authentischer Gemeinschaft“ von Scott Peck gestoßen habe angefangen, Workshops in Amerika zu besuchen und in Deutschland zu organisieren und zu begleiten, habe sozusagen den Prozess von Amerika nach Deutschland geholt. Für mich ist dieser gemeinschaftsbildende Rahmen nach Scott Peck eine Art Kernstück für eine Gemeinschaft, wie man ein tiefes Gemeinschaftsgefühl ohne Guru und Ideologie erreichen kann. Eine Gruppe leitet sich selber, es entsteht eine „Group of all leaders“. Im Nonverbalen ist es oft einfacher (Singen, Tanzen, Berührung), aber aus meiner Sicht ist die Sprache sehr wichtig, ist sie doch zusammen mit der Entwicklung des logischen Verstandes und damit unseres Bewusstseins der größte Schritt in der Menschheitsgeschichte gewesen. Aber damit verbunden ist auch ein Fluch, hat der Verstand und das Denken zu viel Kontrolle über uns bekommen. Deswegen ist das Üben mit der Sprache im Gefühl zu sein aus meiner Sicht eine besonders wichtige Übung und ein Schlüssel für ein tiefes und erfüllendes Gemeinschaftsleben.

Ich habe dann versucht, Gemeinschaftsprojekte auf dieser Basis zu initiieren, hatte jeweils zwei Versuche in Hamburg und in Wien, wobei jeweils der Kauf der Immobilie scheiterte oder mir die Leute und damit der Mut fehlten. Beim Ökodorf Festival Silvester 2009/2010 wurde mir dann (beim Tellerwaschen) erzählt, dass das Schloss Oberbrunn am Chiemsee zum Verkauf stünde. Wir waren eine Kerngruppe von zwei Paaren (mit jeweils einem Kind), die sich im Laufe des Jahres 2010 öfters traf. Im September 2010 wurde der Kaufvertrag beurkundet und wir zogen nach Oberbrunn. Das eine Paar verließ aber das Projekt bereits vor dem Einzug (1.2.2011), die beiden sind im Dorf geblieben und wir sind in einem freundschaftlichen Verhältnis verbunden auch wenn wir unterschiedliche Wege gehen. Somit waren wir nur noch zu zweit. Sabine und ich ringen seitdem intensiv damit erst mal eine  Gemeinschaft zu zweit hinzubekommen, eine sehr schwierige Angelegenheit wie man überall sieht. Parallel habe ich angefangen mit Intensivwochen, die von Anfang bis Herbst 2012 fast kontinuierlich stattfanden. Leider ist daraus kein langfristiges Team entstanden. Offensichtlich muss es wirklich gut passen, damit der Anfang für den Aufbau einer Gemeinschaft mit einer höheren Verbindlichkeit entstehen kann.
Ich habe die Sache mit der intensiven Gemeinschaft nicht aus dem Auge verloren, es ist aber jetzt erst mal geplant ein „normales“ Gemeinschaftsprojekt auf dem Grundstück zu realisieren. Für das Nebengebäude ist ein Bauantrag für eine Erweiterung des Gebäudes auf 2.000 qm Wohnfläche eingereicht worden, der Gemeinderat hat dem Antrag bereits zugestimmt. Mit einer Genehmigung kann zum Sommer gerechnet werden. Durch eine Grundstücksteilung soll eine eigenstände Genossenschaft oder Eigentümergemeinschaft entstehen. Die „emotionelle Verfassung“ für das Projekt soll so aussehen, dass man sich einmal die Woche für einen Abend und jede 3 Monate für ein verlängertes Wochenende trifft.

In dem Schloss Projekt geht es zusätzlich auch darum gemeinsam zu arbeiten. Es gibt die finanzielle Möglichkeit ein Mitarbeiterteam von ca 5 Leuten zu bilden zum Aufbau des Seminarzentrums im Schloss und zum Organisieren und Durchführen von gemeinschaftsbildenden Workshops nach Scott Peck im deutschsprachigen Raum und demnächst in Italien. Für diesen Rahmen ist es aber geplant sich öfter als ein Abend die Woche zu treffen, also zu versuchen intensive Gemeinschaft zu verwirklichen, alleine auch um sich erst mal genügend auszubilden mit den verschiedenen gemeinschaftsbildenden Prozessen.

Oberbrunn April 2013                                Götz Brase